Bergbaugeschichte in Scheibenberg

Die ersten Siedler wohnten in dem Dorf Scheibe (heute Oberscheibe). Als es dort zu eng wurde, ließen die Herrn Ernst und Wolf von Schönburg am nördlichen Fuß des Scheibenberges eine Siedlung nach einem genauen Plan anlegen und gründeten 1522 die Stadt Scheibenberg. Dem Bergbau ist die Gründung der Stadt zu danken. Urkundlich erwähnt wird der Bergbau am Scheibenberg bereits 1478 in der Zeche "Maria Magdalena". Aber erst 1515 entdeckte der Fundgrübner Caspar Klinger aus Elterlein die Silbergänge. Das danach beginnende Berggeschrei zog Bergleute und Glücksritter aus Annaberg, aber auch aus Böhmen an. Annaberg baute bereits im 15. Jahrhundert Silber ab.

Dies waren zum einen der Salomonis- Stollen und der Laurentius oder tiefe Erbstollen, letzterer erreichte eine Länge von 2200 Metern und eine Tiefe von 150 Metern. Beide Entwässerungstollen leiteten die zusetzende Wasser der Schächte

  • "Maria Magdalena"
  • "Sankt Laurentius Stollen"
  • "Unserer lieben Frauen Empfängnis Stollen"
  • "Neujahr Stehender Schacht" oder auch Sterrents Fundgrube
  • "Fundgrube Sankt Anna"
  • Schacht "Nasse Rotte"
  • Schacht "Fundgrube Beständige Einigkeit ab.

Entlang der Wasserläufe wurden Wäschereien für Erz und Pochwerke angelegt. Auch eine Silberschmelzhütte wurde errichtet die jedoch 1530 abbrannte. Die Stadt Scheibenberg erhielt die Bergfreiheit und 1531 ein Bergamt welches bis zum Jahre 1767 arbeitete. Zur Aufsicht dieses Bergamtes gehörten die Gruben und Stollen der umliegenden Ortschaften. In den Jahren des 30 jährigen Krieges von 1618 bis 1648 und der Pest, kam der Scheibenberger Bergbau fast zum erliegen. 1767 wurde das Bergamt Scheibenberg und Oberwiesenthal dem Bergamt Annaberg zugeordnet. 1856 nach Einführung des allgemeinen Berggestzes dem Oberbergamt Freiberg.

In der Blüte des Scheibenberger Bergbaus wurden nach vorliegendem Aktenmaterial, welches jedoch Lücken aufweist, folgende Ausbeuten erzielt:
von 1522 bis 1539 = 17199 Mark 7 1/2 Loth = 4017 kg  Silber
von 1601 bis 1712 = 35 1/2 Zentner 4 1/4 Pfund = 1777,5 kg Kupfer
von 1601 bis 1712 = 79 Mark 1 Loth 3 Quant = 14,472 kg Silber

In den Gruben "Unserer lieben Frauen Empfängnis" wurden
von 1701 bis 1775 Einnahmen in Höhe von 5643 Taler, 19 Groschen, 3 Pfennige durch Verkauf von Silber erzielt. In der Grube Sankt Laurentius wurden von 1705 bis 1791 für 1864 Taler Silbererz und 5234 Taler Kobalterz verkauft. Die Gruben wurden im 18 Jahrhundert durch den Rückgang der Ausbeute zur "Beständigen Einigkeit" zusammengeschlossen und mit einem Bergbegnadungsfond der Stadt Scheibenberg ausgestattet um Überleben zu können. 1857 gingen die Scheibenberger Gruben auf Silber, Kobalt und Kupfer ganz außer Betrieb. Die Stollen und Schächte wurden verwahrt und zum großen Teil für die Trinkwasserversorgung genutzt, worüber es eine Anzahl Stollenwasserakten in Freiberg gibt, die es noch zu erforschen gilt.

In unserer Nachbarschaft ging zwar noch Bergbau auf Eisen und Kalk um, aber das große Berggeschrei war verstummt bis nach dem zweiten Weltkrieg. Die erneute Suche im Erzgebirge nach Erz, diesmal Uran, wurde 1946 in Annaberg und Schneeberg aufgenommen, aber auch andere Orte in Sachsen wie Marienberg, Johanngeorgenstadt, Altenburg und Schwarzenberg erlebten das erneute Berggeschrei. Auch in Scheibenberg wurde 1947/48 wieder mit dem Bergbau begonnen. Die AG Wismut untersuchte alte Halden und Stollen, den Schacht 191 und 210.

Viele Heimkehrer aus dem zweiten Weltkrieg aber auch Dienstverpflichtete nahmen die Arbeit bei der AG Wismut auf, vielen war die zusätzliche Lebensmittelkarte und die tägliche warme Mahlzeit ein Anreiz im Bergbau zu arbeiten. Es gab auch Talons für Textilien und Schuhe, sowie Zigaretten und Schnapstalons bei erbrachter Leistung. In Scheibenberg wurde im Gasthaus "Feldschlösschen" ein Kulturhaus eingerichtet. In diesem gab es eine Küche für Bergarbeiter und einen Tanzsaal für alle Bewohner der Stadt.

(Text: Bergknapp- & Brüderschaft Oberscheibe/Scheibenberg e.V.)

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